1. Tag: Anreise nach Kapstadt
Endlich hieß es „Goodbye Deutschland, welcome Südafrika“. Nach teilweise äußerst turbulentem Flug über Johannesburg landeten wir sicher in Kapstadt. Ich hatte zwar während des Fluges die Einheimischen in ihren Pullovern, Wollmützen und Schals bemerkt, aber wer hätte ernsthaft gedacht, dass Kapstadt wolkenverhangen und äußerst windig auf uns wartete? Da wurde der bleiche Mitteleuropäer schnell eines Besseren belehrt…
In unserem zentral gelegenen Hotel „Protea Fire & Ice“ angekommen, war somit nicht nur eine erfrischende, warme Dusche willkommen, sondern auch einer der dicken Pullover, über die man sich zuvor noch amüsiert hatte. Derartig eingepackt, ging es dann zur Victoria & Alfred Waterfront, denn dem obligatorischen Hühnchen aus dem Flugzeug sollte etwas Seafood folgen. Von der Waterfront hat man eigentlich einen wunderschönen Blick auf den Tafelberg, nur hatte sich dieser hinter zahlreichen Wolken versteckt, so dass wir uns vorerst mit einigen Postkartenmotiven begnügen mussten…
Aber morgen ist ja auch noch ein Tag! Nach ein paar Cocktails an der Bar hatten wir die nötige Bettschwere, um den ersten Tag ausklingen zu lassen.
Für den heutigen Tag hatten wir uns einen Ganztagesausflug ins Naturreservat am Kap der Guten Hoffnung vorgenommen, auch wenn der Blick aus dem Fenster heute noch sehr durch Wolken und Nebel getrübt wurde.
Unser erster Zwischenstopp führte uns nach Hout Bay, hier war eigentlich ein Bootstrip auf die vorgelagerte Insel Duiker Island geplant, die für ihre Seehundkolonie bekannt ist. Zu unserem Glück schwammen bereits im Hafen einige Exemplare, denn das Wetter machte uns leider einen Strich durch die Rechnung, die Bootstour fiel buchstäblich ins Wasser. Auch der legendäre Chapman`s Peak Drive, der seinerzeit von Sklaven in den Fels geschlagen wurde, ließ nur erahnen, wie schön die zahlreichen Aussichtspunkte bei Sonne sein mussten. Aber dann! Tatsächlich meinte es der Wettergott gut mit uns und hinter dem nächsten Berg riss die Wolkendecke auf und es wurde richtig schön.
In Simon's Town wurden wir bereits von zahlreichen Pinguinen am Boulder's Beach erwartet, teilweise mit Nachwuchs. Erstaunlich, wie neugierig die kleinen Frackträger waren. Im Naturreservat am Kap angekommen, wurden wir gleich von drei Straußen begrüßt, die ihren Job als Fotomodell wirklich gut machten. Wir haben uns dann entschlossen, von hier hinauf immer entlang der Felsenküste bis zum Leuchtturm und weiter zum Diaz Point zu laufen – anstrengend, aber wirklich empfehlenswert.
Morgen wollen wir aber unbedingt auf den Tafelberg, dessen Umrisse wir zumindest auf der Rückfahrt zum Hotel gesehen haben – das Wetter soll jedenfalls mitspielen!
Nach einem reichhaltigen Frühstück war klar, dass wir unsere Pläne, den Tafelberg zu besuchen, heute umsetzen konnten, denn die Sicht auf das bekannte Wahrzeichen Kapstadts war frei. Mit dem sogenannten „Hop on - Hop off“-Bus, der mit zwei verschiedenen Linien insgesamt über dreißig Sehenswürdigkeiten in und um Kapstadt anfährt, machten wir uns auf zum Tafelberg. Zuvor statteten wir aber noch dem Malaien-viertel in Bo-Kaap einen Besuch ab, das durch seine bunten Häuser bekannt ist.
Die Fahrt mit der Gondel zum Tafelberg dauert etwa vier Minuten, dabei dreht sich die Gondel um dreihundertsechzig Grad, so dass man einen tollen Rundblick über ganz Kapstadt hat. Über warme Klamotten haben wir uns dann aber sehr gefreut, denn es war recht windig auf dem Plateau, wenngleich die Sonne schien. Ein Rundweg führt in ca. 45 Minuten über das gesamte Plateau, Flora und Fauna sind auch in dieser Höhe besonders ausgeprägt und zum Beispiel die Klippschliefer mehr als neugierig. Ganz Wagemutige können sich auch vom Tafelberg abseilen lassen und wer mag, der kann selbstverständlich auch auf die Gondelfahrt verzichten und den Berg so erklimmen – ich hatte absolut nichts gegen die Gondelfahrt…
Wieder im Tal angekommen, ging es mit dem Doppeldecker-Bus zu verschiedenen weiteren Zwischenstopps, beispielsweise in Camps Bay und fast schon obligatorisch an die Victoria & Alfred Waterfront, wo ein Besuch des Aquariums zu empfehlen ist.
Da wir morgen sehr früh abfahrbereit an der Rezeption sein müssen – um 4 Uhr morgens werden wir abgeholt – gehen wir etwas eher zu Bett.
Heute wurden wir bereits um vier Uhr morgens von unserem Fahrer an den Flughafen in Kapstadt gebracht. Zeit also, ein erstes Fazit zum Protea-Hotel "Fire & Ice" sowie zu Kapstadt zu ziehen. Das Hotel liegt sehr zentral, nur wenige Gehminuten vom Malaien-viertel in Bo-Kaap entfernt und mit Blick auf den Tafelberg. Es ist sehr modern eingerichtet, das Essen und die Cocktails wirklich sehr gut. Der Aufzug ist in Form eines Haifischgitters gehalten und fällt damit besonders auf. Erwähnenswert sind auch ein schöner Pool sowie das Fitnesscenter.
Kapstadt selbst ist in jedem Fall eine Reise wert, eigentlich sollte man sich noch viel mehr Zeit nehmen, um einen besseren Überblick zu erhalten. Absolute Pflicht ist natürlich ein Besuch des Tafelberges, hier gilt: lichten sich bereits am Morgen die Wolken, sollte man nicht zögern, denn es kann auch ganz schnell wieder anders sein. Der „Hop on – Hop off“-Bus ist eine gute Gelegenheit, um möglichst viele interessante Punkte Kapstadts kennen-zulernen, er verkehrt nur circa vier Gehminuten vom Hotel entfernt.
Eines haben wir auch gelernt: man sollte sich gerade im Mai/Juni auch mit warmen Klamotten eindecken, denn Kapstadt kann sehr windig sein. Aber die Sonne kann bereits hinter dem nächsten Berg scheinen, also nicht entmutigen lassen, wenn es mal morgens nicht so schön aussieht. Was das Thema Sicherheit in den Straßen Kapstadts anbelangt, können wir nichts Negatives berichten - mit einem gesunden Maß an Vorsicht ist man jedenfalls zur Tageszeit sehr sicher. In den Abendstunden sollte man jedoch lieber ein Taxi bevorzugen.
Von Kapstadt ging es heute mit dem Flieger nach Johannesburg und von dort weiter nach Durban, wo bereits unser neuer Guide gewartet hat, um uns nach Thula Thula zu bringen.
Die erste Nacht in einem komfortablen Zelt hier in Thula Thula lässt uns den Busch noch intensiver erleben - in der Nacht hört man nicht nur Grillen zirpen, sondern auch die eine oder andere Hyäne lachen, denn so hört es sich an. Aber eines wird uns auch schnell klar: die afrikanischen Nächte können empfindlich kalt sein und auch in den Morgenstunden ist wärmere Kleidung wirklich angebracht. Deshalb hocken wir auch bereits um 7 Uhr im offenen Safari-Jeep in Pullovern und gehen auf unser erstes Buschabenteuer.
In Thula Thula gibt es keine Löwen, dafür Leoparden und Geparden sowie die bereits erwähnten Hyänen. Natürlich gibt es auch alle anderen Big 5, allerdings lassen diese noch etwas auf sich warten und schicken lieber Impalas, Zebras und Springböcke vor.
Auf unserem ersten Bushwalk, den wir nach dem Frühstück im Wechsel mit einer anderen Gruppe gemacht haben, lernen wir dann viele kleine Dinge kennen, denen man sonst vielleicht nicht so Beachtung schenken würde, wenn man mit dem Jeep unterwegs ist. Es werden uns verschiedene Pflanzen und deren Bedeutung für die Tiere erklärt und unser Guide Promise entdeckt eine Falltürspinne, die er aus ihrem Bau herauslocken kann.
Auf dem Rückweg begegnen uns in Campnähe die beiden Nashörner von Thula Thula, die keinen Schritt ohne menschliche Bewacher mit Gewehr und Funkgerät machen können, weil Südafrika leider große Probleme mit Wilderern hat. Hier wird einem bewusst, wie dankbar wir sein können, Gast in der Wildnis zu sein und wie wichtig es ist, diese Werte zu wahren und zu beschützen.
Gegen Nachmittag findet dann ebenfalls ein Game Drive statt, die Zwischenzeit haben wir am Pool entspannt, wo es neben einer Schlange und einer Gottesanbeterin auch noch allerhand zu entdecken gab. Den Abend lassen wir bei leckerem Essen mit unserem Guide Moses ausklingen.
Der heutige Tag startete wieder mit einem Bushwalk, nachdem wir eine Tasse Kaffee oder Tee eingenommen hatten. Wir wollten zum Beispiel die Hyänen sehen, die uns die Nacht über etwas vorgeheult hatten. Stattdessen kreuzten Impalas und Nyalas unseren Weg und wir entdeckten ein paar Geier in ihren Nestern hoch oben in den Baumwipfeln – wo wir einen Leoparden natürlich noch viel lieber gesehen hätten.
Zu den Bushwalks empfehle ich lange und warme Kleidung, denn einerseits wärmt die Sonne erst gegen später, andererseits schützt lange Kleidung vor den mitunter recht dornigen Büschen. Wir haben auf der Suche nach Elefanten eine Anhöhe erklommen, sind auf eine ganze Herde aber erst bei der späteren Nachtsafari im Jeep gestoßen.
Ein ganz besonderes Flair versprüht dabei der abendliche Sundowner mitten im Busch, ganz alleine mit den Geräuschen, kreisenden Fledermäusen, hier und da ein Knacken im Strauch, dann ein Schnauben von einem Gnu, wie uns unser Guide Promise erklärt. Wir vermuten in der Finsternis des Busches hinter jedem Baum einen Vertreter der Big 5, aber leider sieht die Realität manchmal anders aus. Safari bedeutet eben oft auch Fahrten durch den Busch ohne Tierkontakt, da sehnt man sich dann schon wieder einmal ein Impala oder einen Springbock herbei – der Insider weiß, dass diese beiden Tiere eigentlich sehr häufig vorkommen und nur beim Safari-Neuling wahre Fotosalven auslösen.
Den Abend ließen wir gemeinsam beim Braai, also beim Grillen am Lagerfeuer ausklingen. Dort habe ich auch zum ersten Mal unwissentlich Ochsenschwanz gegessen – und gleichzeitig zum letzten Mal.
7. Tag: Erste Eindrücke vom Ulwazi Camp Heute war ein seltsamer Tag. Einerseits steckte mir noch der erbärmliche Geruch eines von Hyänen getöteten Nyalas in der Nase, das wir bei unserem morgendlichen Bushwalk noch in Thula Thula aufgefunden hatten, andererseits bestand angesichts meiner Unterkunft im Ulwazi Camp keinerlei Zweifel mehr darüber, dass ich im tiefsten Busch gelandet war. Über meinem Bett hing ja zum Glück ein Moskitonetz, aber eigentlich handelte es sich um einen transparenten Insektenfriedhof, der da über mir baumelte. Hatte ich bislang bei meinen Game Drives tatsächlich mehr Tiere gesehen als hier jemals über mir gestorben waren? Das Spannlaken, die Decke und das Kissen waren vermutlich Zeitzeugen der Jahrtausendwende, unter dem Holzdach kroch und krabbelte auch so einiges, vom Gecko bis zur Spinne. Ich war etwas frustriert, hatte ich doch ein Einzelzimmer gebucht und etwas mehr Sauberkeit erwartet. Zum Glück befand sich jedoch der Hauptanteil der Tiere dann doch vor meiner Tür und diese konnten wir bereits bei einer ersten Orientierungsfahrt mit Sundowner bestaunen. Vier Löwinnen waren das bisherige Highlight, mehr sollte morgen bei unseren ersten Bushwalks und Game Drives hier in Thanda folgen. Na dann gute Nacht…
Die Nacht war kurz, aber trotz des Getiers intensiv – wer schließlich in den Busch fährt, darf sich nicht wundern, wenn er dort nicht ganz alleine ist.
Um 6 Uhr war Frühstück, eine halbe Stunde später ging es bereits zum Bushwalk mit Bianca. Sie führte mit einem Großkalibergewehr und Patronengürtel die Gruppe an, nach-dem die Verhaltensregeln nochmals erklärt wurden. Da es sich bei Thanda um ein Big 5-Reservat handelt und es durchaus zu hautnahem Kontakt mit wilden Tieren kommen kann, war die Einhaltung dieser Regeln für die gesamte Gruppe sehr wichtig. Bianca hatte vor wenigen Tagen mit einer Gruppe sehr engen unerwarteten Kontakt mit einem Löwen, der plötzlich aus dem Gebüsch auftauchte und sehr nahe kam.
Im Falle des Falles werde Bianca nur „tree“ rufen, die Gruppe sei dann angehalten, auf die nächsten Bäume zu flüchten, während sie sich um den Angreifer kümmert. Seit dieser Aussage lief ich mit dem Gedanken durch den Busch, welcher der umstehenden Bäumchen wohl mein Gewicht tragen könnte. Es war ein Gedanke, der mich nicht weiterbrachte.
Beim Bushwalk stehen aber eigentlich eh die kleinen Dinge wie Pflanzen und Kleingetier sowie Spuren der Tiere in jeglicher Form, sei es als Fußabdruck oder als andere Hinterlassenschaft, im Vordergrund. Man könnte also sagen, man beschäftigt sich intensiv mit den Exkrementen und schaut fasziniert dabei zu, wenn die Guides in den Haufen packen und ihn auf seinen Inhalt untersuchen.
Beim Game Drive am Nachmittag, ausgestattet mit Antenne und GPS-Ortungsgerät, haben wir dann endlich unseren ersten männlichen Löwen gesehen! Irgendwo war ich froh, dass ich diesen Löwen nicht beim Bushwalk getroffen habe. Den Abend ließen wir gemeinsam am Lagerfeuer ausklingen.
Wer dachte, an einem Sonntag könne man gemütlich im Bett liegen und ein spätes Frühstück genießen, der hatte falsch gedacht. Um 5.30 Uhr war bereits Frühstück, denn im Anschluss ging es nach Mduna, ein weiteres Gebiet neben Thanda.
Wieder waren wir mit Antenne und GPS-Gerät ausgestattet, um Löwe und Co in den Weiten des Busches zu orten und eine Statistik für Thanda zu führen. Der Fahrtwind war sehr frisch und wir sehnten uns die ersten Sonnenstrahlen herbei. Leider war es uns immer noch nicht gelungen, Elefanten bei Tageslicht zu finden, stattdessen stießen wir auf deren Haufen und umgestürzte Bäume. Einfacher wurde es uns da bei der „Elephant Interaction“ mit Rambo, Rachel und Jabulani gemacht. Diese drei Elefanten ließen sich streicheln und beispielsweise direkt in das Maul füttern. Als Dankeschön wurden wir voll-gesabbert oder mit Futter bespuckt. So nah sind wir Elefanten definitiv noch nie gekommen.
Beim Bushwalk am Spätnachmittag erzählte uns Bianca dann von einem Zwischenfall mit einem angreifenden Elefanten, der eine ihrer letzten Gruppen verfolgt hatte. Mit diesen Eindrücken fanden wir uns plötzlich selbst im Mittelpunkt des Geschehens wieder, als wir bei unserem Walk die frischen Tatzenabdrücke eines Löwen auf unserem Weg entdeckten. Bianca hatte ihr Großkalibergewehr immer griffbereit und musste jederzeit die Sicherheit der Gruppe gewährleisten.
Wir waren angehalten, auf jedes Rascheln im hohen Gras zu achten und mit offenen Augen und Ohren zu gehen. Bei einer Konfrontation mit einem Löwen heißt es keinesfalls rennen, sondern möglichst ruhig stehen zu bleiben und mit dem Löwen Blickkontakt zu halten, um ihm zu signalisieren „Ich bin auch hier und ich bleibe hier“. Letztlich kam die Gruppe aber wohlbehalten ins Camp zurück. Die Eindrücke, die man bei solch einem Bushwalk sammelt, sind so vielschichtig und daher unvergesslich, wenngleich einem manchmal auch etwas flau im Magen sein mag.
Es war 6.30 Uhr und wir befanden uns wieder auf einem Bushwalk, während langsam die Sonne aufging. Und dieser Bushwalk sollte besonders werden, denn plötzlich war da dieses Rascheln im hohen Gras rechts des Weges und wir mussten unweigerlich an Biancas Worte bei der Einweisung denken: vor einem Elefanten kannst du dich nicht verstecken, bei einem Nashorn heißt es schnell auf irgendwelche Bäume und bei einem Löwenangriff bleibt man am besten ruhig stehen und sucht den Blickkontakt – den Rücken kehren und rennen sind hingegen tödlich. Na dann war ja alles klar, oder?
Bislang hatten wir nur Spuren am Weg gesehen, plötzlich war die Anspannung greifbar. Dann raschelte auch noch links von uns das Gras und da wir kein Tier flüchten sahen, schlussfolgerte Bianca, dass es sich um Löwen handeln musste. Für uns bedeutete das den geordneten, aber betont langsamen Rückzug. Vielleicht war es dann doch besser, über den Hinterlassenschaften der Tiere zu knien, darin mit den Fingern zu stochern, um so herauszufinden, welches Tier die Spur gelegt hatte...
Letztlich war kein Bushwalk wie der andere, man kann alles sehen oder nicht viel. Im Anschluss bekamen wir eine Einweisung, wie die versteckten Kamerafallen auf dem Gelände morgen von uns zu überprüfen sind und am Nachmittag ging es auf Game Drive durch Thanda. Dabei konnten wir endlich Geparden und Büffel beobachten – neben den üblichen Verdächtigen Impala, Zebra und Giraffe. Mehr davon, denn einen wilden Elefanten haben wir leider immer noch nicht entdeckt… Aber morgen ist ein neuer Tag!
Tagelang hatten wir bei Bushwalks und Game Drives vergeblich nach den restlichen Big 5 gesucht, heute jedoch sollte das Glück mit uns sein. Bei der morgendlichen Safarifahrt durch Thanda hatten wir an einem Wasserloch doppeltes Glück: eine Löwin war gerade dabei, vom Wasserloch wieder zurück in den Schatten unter die Büsche zu laufen. Zuvor hatten wir bereits das Signal eines Löwen empfangen, der mit einem Senderhalsband ausgestattet war. Zu diesem männlichen Löwen führte sie uns schließlich und als wir die drei Jungen hinter einem weiteren Busch entdeckten, konnten wir es kaum fassen. Unserer Fahrerin gelang es dann, sich mit dem Jeep einen Weg durch das Dickicht zu bahnen und der Blick war frei auf eine süße Kleinfamilie. Unbeschreiblich!
Wir vermerkten alle gesehenen Raubtiere mit GPS-Koordinaten in unserer Liste, alle anderen Tiere wurden ebenfalls in einer Liste vermerkt. Diese Listen dienten Thanda dazu, sich ein ungefähres Bild über die Populationen und ihre Wanderbewegungen zu machen. Beim Bushwalk am Nachmittag bereitete uns Bianca auf das Zusammentreffen mit einem schwarzen Nashorn vor, dessen frische Spuren wir entdeckt hatten. Zu dieser Begegnung sollte es aber letztlich doch nicht kommen.
Am Abend stand schließlich noch eine Nachtsafari an, bei der wir doch tatsächlich neben einer Eule, Impalas und Co insgesamt viermal einen Leoparden entdeckten, was wirklich sehr selten vorkommt und bei den Mitarbeitern von Thanda große Begeisterung auslöste. Zwei Löwinnen und eine Hyäne krönten letztlich noch den Tag, die Elefanten hingegen hielten sich immer noch versteckt.
„Wo sind die Elefanten?“ war die Frage, die für uns immer noch unbeantwortet blieb, bis heute. Beim Bushwalk waren wir den Tieren plötzlich so nah, dass er für Bianca zum intensivsten in ihrem ganzen bisherigen Leben werden sollte. Denn wir mussten die Tiere nicht nur in unserer unmittelbaren Nähe vermuten, sondern hatten es auch mit dem frischen Dung eines schwarzen Nashorns zu tun. Und diese Tiere sind dafür bekannt, dass sie einem – vorsichtig formuliert – mit „viel Neugierde“ begegnen. Das galt es in jedem Falle zu verhindern. Jedenfalls wenn man wie wir zu Fuß unterwegs ist.
Für Bianca bedeutet so ein Bushwalk puren Stress; Windrichtung, Stand der Sonne, jeg-liche Laute, die Fußabdrücke der Tiere, abgeknickte Zweige und niedergedrücktes Gras, Tierexkremente – letztlich ist alles wichtig, um eine Situation richtig beurteilen zu können. Als Tourist bist du da wesentlich entspannter, kannst dich aber natürlich auch nicht ganz frei davon machen, dass die Spannung auf dich übergreift.
Bushwalks sind toll und jedes Mal anders, wenn man nicht die Erwartung hat, bei einem normalen Bushwalk auf die großen Tiere zu treffen. Vielmehr geht es darum, sich in die Natur einzufühlen und sie zu lesen, um so die eine oder andere Besonderheit zu ent-decken, auf die man so nicht gestoßen wäre.
Am Vormittag werteten wir außerdem mit anderen Volontären die Kamerafallen aus. Oft-mals ging dabei ein „Oh!“ durch den Raum, weil sich hier Leopard und Co ganz ungeniert zeigten. Am Abend ging es wieder auf Game Drive in den Busch, um zusammen einen Sundowner bei einem wunderschönen Sonnenuntergang zu genießen und diesen besonderen Moment festzuhalten. Es wird feucht-fröhlich gefeiert – eigentlich könnte es immer so sein…
Für heute hatten wir einen Ausflug nach St. Lucia geplant. Auf dem Weg dorthin besuch-ten wir außerdem das Cat Rehabilitation Center, in dem von der afrikanischen Wildkatze, über den Serval bis zum Geparden alle Katzen zahlreich vertreten sind.
Wir hatten die Gelegenheit, in die einzelnen Bereiche zu gehen und konnten sogar auf Tuchfühlung mit den Geparden gehen. In St. Lucia nahmen wir dann an einer Hippo & Croc-Tour teil, bei der wir mit dem Boot durch das Naturreservat fuhren. Wir sahen Krokodile, Nilpferde und einige Vogelarten – leider hatte sich bereits eine Kaltfront ange-kündigt, so dass Kaffee und heiße Schokolade sehr willkommen waren.
Da die Sonne bereits gegen 17 Uhr unterging, wurde die Rückfahrt quasi zur Nachtsafari – auf der Hinfahrt war uns eine Ziege fast in den Taxibus gerannt, auf dem Rückweg mussten wir mit einem platten Hinterreifen außerplanmäßig anhalten. Aber was gibt es Spannenderes als einen Reifenwechsel in absoluter Dunkelheit, mit dem Licht unserer Handys, verzogenen Radschrauben und mitten in einem Big 5-Naturreservat? Richtig, nicht viel. Aber auch diese Situation haben wir prima gemeistert!
Letzter Tag in Thanda und daher wieder Zeit für ein kurzes Fazit. Bei Ulwazi handelt es sich um ein Camp, das sehr einfach, aber zweckmäßig ist. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit und vor Ort befinden sich viele, meist jugendliche Volontäre, die diversen Projekten nachgehen. Hier wäre es schön gewesen, wären wir - auch in der Kürze der Zeit - etwas mehr in die einzelnen Arbeiten integriert worden. Unsere Hilfsarbeiten beschränkten sich hingegen darauf, bei den Safarifahrten mit Antenne und GPS Tiere mit Senderhalsband zu orten bzw. die von uns gesehenen Tiere zu zählen und diese Statistik abzugeben. Die gesammelten Daten werden von Thanda dann in den Computer eingepflegt und liefern ihnen wichtige Erkenntnisse über die Populationen und die Wanderbewegungen. Außerdem wurden uns noch die Bilder der Kamerafallen gezeigt und wir konnten jederzeit an deren Computer und uns Bilder und Videos der Tiergruppen anschauen. Viel näher dran waren wir bei den täglichen Bushwalks, die jedoch ab und an sehr anstrengend sein können. Man entwickelt tatsächlich eine ganz andere Sensibilität für den Busch und seine Geräusche, lernt Spuren lesen und weiß am Ende, welcher Dung und welche Spur zu welchem Tier gehört. Man sollte nur nicht den Fehler machen und Begegnungen mit den großen Tieren erwarten (manchmal ist das auch gut so, wenn man ihnen nicht direkt begegnet), dann wird man auch zufrieden sein. Thanda selbst ist ein sehr großes Reservat, die "Wege" häufig bis fast zur Unkenntlichkeit zugewachsen von dichtem Dornengestrüpp, das sich während der Safarifahrten am Jeep spannt und letztlich wie eine Rute mit Stacheln auf einen zuschnellt. Hier sind gute Reaktionen gefragt, es sei denn man hat Freude an dieser afrikanischen Akupunktur-behandlung. Letztlich ist es in Thanda aber jederzeit möglich, den Weg zu verlassen und gegebenenfalls auf eigenen neuen Wegen direkt bis zum entdeckten Tier vorzufahren - in anderen Reservaten darf der Weg hingegen nicht verlassen werden.
Früh morgens ging es los, denn wir wollten bereits zur Mittagszeit in Ponta do Ouro an-kommen. Als die Straßen sich langsam wieder vom Asphalt zum Sand entwickelten, wussten wir, dass wir bereits sehr nahe waren. Moses verabschiedete uns an der Grenze und wünschte uns eine schöne Zeit in seinem Heimatland.
Wir wurden an Sandra übergeben, die bereits mit einem Geländewagen auf uns wartete. Schnell merkten wir, dass es außer Geländewagen keine weiteren Modelle in Ponta do Ouro geben konnte, denn alle Straßen und Wege bestehen aus Sand. Der Transfer zur Tri-M-Waves Lodge lief ohne Komplikationen, die Fahrt durch die Dünenlandschaft war wirklich besonders. Kurz nach Bezug der Räumlichkeiten und einer Führung durch einen Hotelangestellten, der sich in den kommenden Tagen als unser Guide verstanden hat, führte uns ein Ausflug zum Leuchtturm und an den atemberaubenden Strand.
Das Mittagessen haben wir im Garten einer tollen Bar eingenommen, den Nachmittag haben wir selbstverständlich mit einem Strandspaziergang verbracht. Wir freuen uns auf den morgigen ersten Schnorchelausflug und hoffen auf Delfine und andere Fische!
Es war 5.30 Uhr und während sich andere noch einmal gemütlich in ihrem Bett herum-drehten, klingelte bei uns der Wecker, denn bereits um 6.15 Uhr wollten wir zum Schnorcheln in den Indischen Ozean springen und Delfine sehen. Es war wirklich noch sehr kalt und das Schnellboot flog mit uns in die Bucht von Ponta do Ouro, denn dort vergnügten sich die ersten Delfine.
Wir hatten wirklich großes Glück und der Sprung ins Wasser brachte überraschenderweise die ersehnte Wärme, die dringend nötig war. Wir kamen den Delfinen hautnah, sahen unter anderem Rochen und Schildkröten und viele Korallen. Hier war eine Unterwasser-kamera goldwert, wobei das Dolphin Center auch eifrig Fotos von uns während des Schnorcheln schoss. Für Wale waren wir leider noch etwas früh, aber alleine die Unter-wasserwelt ist schon faszinierend.
Den Rest des Vormittages verbrachten wir am Pool, nachmittags ging es wieder an den kilometerlangen weißen Sandstrand, der in der Hochsaison gut gefüllt ist, derzeit jedoch fast nur uns gehörte. Das Abendessen nahmen wir wieder auswärts ein und eines muss man den Afrikanern lassen: sie können exzellent kochen und vor allem besonders gut würzen.
Mit den Eindrücken des gestrigen Schnorchelausfluges waren wir heute wieder ganz früh unterwegs, um ein paar Delfine anzutreffen. Heute war die Gruppe zwar nicht so zahlreich und so neugierig, dafür konnten wir sie beim Schlafen und Fressen beobachten.
Wusstest Du, dass Delfine beim Schlafen nur ein Auge schließen und mit dem anderen aufmerksam das Umfeld beobachten? Zum Fressen suchen sie die Korallen am Meeres-grund ab. Natürlich hatten uns die Tiere sofort bemerkt, doch eine Regel gilt beim Schnorcheln strikt: no touch. Egal, wie nah uns die Tiere auch kamen, es war streng verboten, die Tiere anzufassen.
Das Mittagessen nahmen wir in der Bar direkt auf dem Dach des Dolphin Centers ein, von hier hat man einen fantastischen Blick auf die Bucht von Ponta do Ouro und seinen wunderschönen Strand, an dem wir natürlich auch nachmittags gewesen sind. Schade, dass wir morgen bereits wieder das Paradies verlassen mussten.
Jede noch so schöne Reise geht mal zu Ende. Leider. Früh am Morgen erfolgte der Transfer zur Grenze Kosi Bay, denn wir hatten eine lange Fahrt nach Durban vor uns. Leider verzögerte sich Moses um mehr als zwei Stunden, da der Bus zwei Reifenpannen hatte.
Wir saßen indessen knapp hinter der Grenze in Südafrika neben unseren Koffern und warteten auf Moses – die Grenzer beobachteten uns zwar argwöhnisch, aber mehr auch nicht. Moses war schließlich dennoch optimistisch, dass wir den zeitlichen Rückstand einholen können und rechtzeitig am Flughafen Durban ankommen werden.
Die ersten Kilometer fuhren wir also ohne Ersatzrad, besser noch: wir rasten wie die Gestörten. Jetzt kamen die südafrikanischen Bumpers, also die Bodenschwellen, die die Geschwindigkeit regulieren sollen, natürlich genauso ungelegen wie andere Verkehrs-teilnehmer, Ziegen, Kühe und Hunde.
Letztlich musste auch Moses erkennen, dass wir es bis Durban nicht in der Zeit schaffen konnten, daher wurde umdisponiert: wir fuhren mit dem Bus nach Johannesburg, denn dorthin wären wir von Durban geflogen. Wir schafften es tatsächlich nach circa vierzehn Stunden außerplanmäßiger Busfahrt. Wir stürzten knapp zehn Minuten vor dem Abflug in den Flughafen Johannesburg, landeten bei Gate 79 und mussten nach Gate 4… Zum Glück wurde während unserer Busfahrt bereits veranlasst, dass wir beim Check-in nicht lange aufgehalten wurden. Es warteten weitere elf Stunden Flug auf uns, die wir größtenteils schlafend verbrachten.
Von dieser Reise werden wir in jedem Falle noch lange zehren - ein großes Erlebnis, das wir nie vergessen werden. Afrika ist immer eine Reise wert und ganz bestimmt schon sehr bald! Ich bin sehr dankbar für all diese wunderbaren Erfahrungen.