Auf dieser Reise geht es nicht nur in fünf verschiedene bezaubernde Königsstädte, sondern auch an den Atlantik, durch grüne Palmenoasen, in tiefe Schluchten und die endlose Weite der Sahara sowie in die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges.

 

Marokko fasziniert - lest in meinem Reisebericht, was ich bei meiner Rundreise erlebt habe:

1. Tag: Anreise nach Casablanca

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber am Anreisetag mache ich regelmäßig kein Auge zu. Dabei ist eigentlich alles gut vorbereitet. Der Koffer liegt prall gefüllt vor mir auf dem Boden und erweckt den Anschein einer mehrwöchigen Weltreise. Ein bisschen mehr eingepackt und die Wohnung wäre leer. 

 

Viel zu früh mache ich mich auf den Weg mit dem Zug nach Frankfurt, weil mich das Radio über eine letztlich nicht mehr vorhandene Signalstörung im Bahnhof Stuttgart informiert hatte. Zwei Frauen erschwindeln sich die besten Plätze an einem Tisch mit der Ansage, gerne Karten spielen zu wollen. Statt dem Kartenspiel haben sie fast zwei Stunden lang gegessen und getrunken. Muss auch mal sein, wenn man danach gestärkt Karten spielen will. 

 

Der Zug ist proppenvoll und meine spontane Sitzplatzreservierung macht sich mehr als bezahlt. Mancher Fahrgast verschwindet geradezu hinter einem Berg von Koffern und Taschen. In Frankfurt angekommen, wühle ich mich durch die Menge in den Gängen und werde auf den Bahnsteig gespült. 

 

Kurze Zeit später werde ich am Sicherheitscheck in einer Art und Weise kontrolliert, wie ich es selten erlebt habe. Die Frage, wer beim Abtasten mehr Freude hatte, bleibt für mich unbeantwortet. Die flinken Hände des bulligen Sicherheitsmannes erreichen fast jede Ritze und auch mein Handgepäck hat es ihm angetan. Nachdem mein Handy und meine Kameraausrüstung per Wischtest auf Drogen und Sprengstoff kontrolliert wurden, darf ich dann endlich passieren. Na dann guten Flug! 

 

Die Maschine der Royal Air Marokko ist bis auf den letzten Platz ausgebucht und landet kurz vor acht Uhr am Abend in Casablanca bei knapp 20 Grad und leichtem Wind. Nachdem der Reiseleiter seine acht Schäfchen eingesammelt hat, geht es mit dem Bus durch die belebten Straßen Casablancas in unser erstes 5-Sterne-Hotel "Kenzi Tower". Die Aufzüge erweisen sich dabei als abendlicher Touristentest, denn über ein Display werden insgesamt vier Aufzüge A-D gesteuert und nur wer die ersten zwei Ziffern der vierstelligen Zimmernummer eingibt, landet auch im richtigen Stockwerk – aber auch nur, wenn man in den per Display zugewiesenen Lift steigt. 

 

Mein großräumiges Zimmer liegt im 25. Stock mit einem tollen Blick auf die Stadt und nach einem schnellen, aber sehr leckeren Abendessen ist das auch das letzte, was ich heute noch sehen werde. In diesem Sinne gute Nacht und bis morgen, wenn wir Casablanca bei Tag kennenlernen werden.

 

2. Tag: Auf dem Weg nach Marrakesch

Pünktlich zum Sonnenaufgang gegen halb acht werde ich wach. Kingsize-Betten haben einen besonderen Charme. Der Blick aus dem 25. Stockwerk auf das langsam erwachende Casablanca ist beeindruckend. Heute soll es 29 Grad geben, aber am Morgen ist es noch ziemlich frisch. Auf den Straßen herrscht bereits ein buntes Treiben, als wir kurz nach neun aufbrechen. 

 

Unseren ersten Stopp machen wir bei der örtlichen Stadtverwaltung, einem reich an Mosaiken und mit Zedernholz verzierten Gebäude mit einer schönen Gartenanlage im Innenhof. Hier wachsen Unmengen von Orangen an den Bäumen und Palmen in den Himmel. 

 

Den Platz der Vereinten Nationen bevölkern ganze Scharen von Tauben und wir sind gespannt, wie lange es wohl dauern wird, bis sie sich mit einem Souvenir auf uns verewigen. Aber zum Glück gehen wir leer aus. Zu Fuß geht es durch die Straßen zum Königspalast, der jedoch so gut abgeriegelt und von verschiedenen Wachmännern beaufsichtigt wird, dass an ein Durchkommen und Fotografieren nicht zu denken ist. Mit wirklich allen Sinnen können wir dafür auf dem Marktplatz die Erzeugnisse der verschiedenen Stände erfassen. Besonders die verschiedenen Fische kitzeln dabei die Nasenflügel, aber auch Obst und Gemüse, Gewürze, Fleisch und Blumen werden hier angeboten. 

 

Das absolute Highlight für heute ist aber die direkt am Atlantik gelegene Hassan-II.-Moschee, die weltweit drittgrößte Moschee. Wir haben sogar Glück und können die Anlage von innen besichtigen. Der edle Marmor, die vielen filigranen Mosaike und mit Zedernholz verzierten Decken rauben einem den Atem und man weiß wirklich nicht, wohin man zuerst schauen soll. Mit einer Bauzeit von gerade mal sechs Jahren sollten sich Stuttgart 21 und der Berliner BER wirklich ein Beispiel nehmen. 

 

Das Mittagessen nehmen wir direkt am Atlantischen Ozean ein und haben auch noch Gelegenheit, ein wenig am Strand zu laufen, bis es schließlich über die Autobahn und das landwirtschaftlich genutzte Hinterland nach Marrakesch geht. 

 

Marrakesch wir nicht umsonst die rote Stadt genannt und mit den hier vermehrt wachsenden Kakteen, Agaven und Palmen bietet sich ein schönes Bild. Wir besuchen die Menara Gärten, aber hier haben wir uns doch alle ein bisschen mehr versprochen. Letztlich führt unser Weg nur an musizierenden Jugendlichen vorbei zu einem großen Wasserbecken, in dem dicke Karpfen auf unsere Brotkrumen warten. Das Wasser stammt übrigens aus dem nahen Atlasgebirge, dessen schneebedeckten Wipfel von hier gut zu sehen sind. 

 

Wir werden in unsere nächste Unterkunft, das "Albakech House", gebracht, dessen Pool auf einige von uns gleich eine unheimliche Anziehungskraft entfaltet. Das Personal ist sehr freundlich und begrüßt uns mit kalter Kokosmilch und süßem Pfefferminztee. Beim anschließenden Abendessen bleibt kein Wunsch offen, dafür aber bestimmt so manche Hose - anders sind diese Mengen einfach nicht zu bewältigen. Heute Nacht wir mal wieder auf dem Rücken geschlafen.

 

3. Tag: Auf Entdeckungstour in Marrakesch

Obwohl das Abendessen gestern mehr als reichlich war und der Hotelmanager uns mit allerlei kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt hat, bin ich der erste am Frühstückstisch. Mit viel Liebe zum Detail werden immer mehr Tiegelchen mit irgendwelchen Leckereien an den Tisch gebracht und um die Teller angeordnet. So gibt es zum Beispiel dünne Teigtaschen mit Apfel und Zimt oder Oliven für diejenigen, die es am Morgen etwas würziger mögen. Zum Trinken gibt es frisch gepressten Orangensaft, leckeren Kaffee oder süßen Pfefferminztee. 

 

Derart gestärkt, geht es in ein Geschäft für Gewürze, wo wir eine informative Einweisung in die verschiedenen Gewürze und ihre Wirkungsweisen erhalten. Der junge Angestellte macht seinen kurzweiligen und unterhaltsamen Vortrag zu einem Erlebnis für alle Sinne, wir dürfen riechen, cremen und kaufen - vom teuren Safran bis über die Gesichtscreme gegen Narben und Akne bis zur Seife gibt es hier alles zum Verzehren, Riechen und besser fühlen. 

 

Mit dem Bus geht es zur Koutoubia Moschee, deren Minarett wir bereits aus der Ferne sehen können. Der Stadtpalast im Anschluss zeichnet sich durch seine wunderschönen Innenhöfe aus, die wir zu so früher Stunde nur mit wenigen anderen Touristen teilen. An den Wänden sind viele farbenprächtige Mosaike und an den Decken aufwändige Schnitzereien aus Zedernholz zu bestaunen. 

 

Zu Fuß geht es durch die engen Gassen der Medina von Marrakesch, in der wir uns sicherlich ohne Führer verlaufen hätten. Ab und zu schießen Jugendliche auf ihren Mopeds um die Ecken und zirkeln mit Haaresbreite an uns vorbei, hier heißt es einfach cool bleiben. Bei weit über 20 Grad fällt das zwar nicht gerade leicht, ist aber die einzige Lösung. 

 

Unser nächster Programmpunkt ist die Teilnahme an einem Kochkurs. Nachdem uns alle Zutaten erklärt wurden, werden die Kochschürzen umgebunden und es geht los. Jeder bereitet dabei sein eigenes Menü zu, bestehend aus einem Tomaten-Gurken-Salat mit Zwiebeln, einer Paste aus Aubergine und Gewürzen sowie Hühnchen in einer leckeren Sauce. Das Dessert wird dagegen von den richtigen Köchinnen gezaubert. Erstaunt muss ich feststellen, dass ich kochen kann. Wir haben alle unseren Kochkurs erfolgreich absolviert und erhalten ein persönliches Zertifikat als Chefkoch.

 

Mit gefüllten Bäuchen geht es zum Hammam und zur Massage. Um Jahre verjüngert, erkunden wir im Anschluss mit unserem Guide die Medina und den Platz der Gaukler und Schlangenbeschwörer und sind erstaunt, was dort alles verkauft wird. 

 

Das Abendessen nehmen wir in einem Lokal ein, das wir dort niemals vermutet hätten - wieder mit einem wunderschönen Innenhof ausgestattet. Bei Musik und Bauchtanz schmeckt es doch gleich viel besser. So langsam bin ich dann auch soweit, denn Bauch wäre schon mal da. Zum Glück werde ich aber verschont und jemand anderes aus unserer Gruppe darf seine Hüften mitschwingen. 

 

Ein langer, ereignisreicher Tag geht zu Ende. Die Finger riechen nach Knoblauch und sind von Kurkuma gelb gefärbt wie bei einem Kettenraucher, der Rest des inzwischen müden Körpers duftet undefinierbar nach Hammamschlamm, aber für heute ist mir das alles ganz egal. Gute Nacht!

 

4. Tag: Über den Hohen Atlas nach Boumalne

Pünktlich um 8.15 Uhr geht es nach einem reichhaltigen Frühstück los, denn heute haben wir über 430 Kilometer durch das Atlasgebirge über Ouarzazate bis nach Boumalne zu bewältigen. In der Nacht hat es geregnet und anfangs sieht es auch am Vormittag so aus. Doch mit jeder weiteren Serpentine, die sich unser Bus langsam den Hohen Atlas hochschraubt, sinken die Temperaturen von um die 20 Grad auf letztlich nur noch 2 Grad und schneebedeckten Bergwipfeln. 

 

Die Straßen verkommen hier und da zur abenteuerlichen Dreckpiste und so mancher Felsbrocken hat bereits den Weg bedrohlich nahe an die Straße gefunden. Bei einem Überholmanöver platzt einem anderen Reisebus mit einem lauten Knall der Reifen. Man kann sich sicherlich schönere Dinge vorstellen als einen Reifenwechsel mitten im Berg bei Temperaturen um die null Grad. 

 

Besonders fies ist aber der Wind, der dort oben weht, was aber nicht den einen oder anderen Touristen davon abhält, in Bermudas und Sandalen oder wehenden Röckchen für Fotos zu posieren. Das nenne ich Körperbeherrschung in Vollendung, mir helfen da nur heißer Pfefferminztee und ein paar warme Gedanken. 

 

Zum Glück steigen nicht nur die Temperaturen mit jedem Kilometer auf der Abfahrt, sondern auch das inzwischen auf den Magen schlagende Hin- und Hergekurve und Schanzen von Schlagloch zu Schlagloch nehmen ein Ende. 

 

In Ouarzazate nehmen wir unser Mittagessen ein, nachdem wir die grüne Oase von Ait Ben-Haddou besichtigt haben. In der Kasbah de Taourirt führt uns unser Reiseleiter durch die Gemäuer, die wieder mit vielen filigranen Mosaiken verziert sind. 

 

Unsere neue Unterkunft, das Hotel „Xaluca“ liegt auf einem Hügel von Boumalne und bietet damit einen einmaligen Rundumblick in die Stadt und auf die schneebedeckten Berge des Atlasgebirges in der Ferne. Der Abend klingt bei einem leckeren Abendessen und Cocktails aus.

 

5. Tag: Mit dem Dromedar in die Sahara

Mein heutiger Tag beginnt noch vor Sonnenaufgang und so habe ich Gelegenheit, von meiner Dachterrasse aus noch einmal den Blick auf die zu Füßen liegende Stadt und das nahe Atlasgebirge schweifen zu lassen. Beim Frühstück wird dann klar, dass wir nicht ganz alleine im Hotel sind. Nach einem leckeren, vielfältigen Frühstück in Buffetform geht es wieder los. Unser heutiges Tagesziel ist Erfoud und dann schickt man uns ja auch noch in die Wüste, worauf ich mich besonders freue! 

 

Dass Marokko ein landschaftlich unheimlich abwechslungsreiches Land ist, wird heute wieder deutlich. Unser bisheriger Weg führte uns durch große und kleine Städte, an den Atlantik, über landwirtschaftlich genutztes Gebiet, durch felsige Steinwüste und ins schneebedeckte Atlasgebirge. Heute sehen wir wahre Palmenmeere in der Oasenstadt Tinghir, die sich in den tiefen Tälern zwischen den Bergen befinden und kleine Festungen, die sofort an 1.001 Nacht erinnern. 

 

Wir besuchen die Todhra-Schlucht, die das Ende einer an einem Fluss gelegenen Palmenoase markiert. Zu Fuß geht es durch die etwa 300 Meter hohen Klippen. Echt beeindruckend. Am frühen Abend erreichen wir schließlich unser 5-Sterne-Hotel "Palais Du Desert". Leider bleibt keine Zeit, um einen Sprung in den Pool zu wagen, da es gleich schon in die nahe Sahara gehen soll. 

 

Wir werden von zwei Geländewagen abgeholt und dringen immer weiter in die Weiten der nahen Wüste vor. Mitten in der Prärie stoppen wir bei einem Berberzelt. Hier erwartet uns eine Berber-Familie und wir werden mit heißem Pfefferminztee verköstigt. Außerdem geben sie uns einen kleinen Einblick in ihre Lebensweise und wir haben Gelegenheit, ihre Zelte genauer anzuschauen. 

 

Es geht weiter nach Merzouga, einem kleinen Wüstenort mit etwa 500 Einwohnern und einigen wartenden Dromedaren. Die genügsamen und geduldigen Tiere liegen gesattelt im Sand und warten auf ihren Einsatz. Unser Reiseleiter organisiert mit einer eindeutigen Handbewegung die stabileren Exemplare bei den Dromedarführern und dabei besteht unsere Gruppe doch nur aus grazilen, feingliedrigen Elfen. 

 

Aber es scheint zu stimmen, denn die Tiere machen unmissverständlich klar, wenn ihnen etwas missfällt und sie so gar keine Lust auf einen 1.5-stündigen Ritt durch den Wüstensand haben - sie beschweren sich lauthals und wollen einfach nicht aufstehen. Und jetzt rate mal, wessen erstes Dromedar gewiehert hat wie am Spieß… Mein zweites Dromedar hat mich dafür in sanftem Wiegeschritt zum Sonnenuntergang in die Wüste gebracht. 

 

Sicherlich haben wir uns den dortigen Sonnenuntergang ein bisschen spektakulärer vorgestellt. Aber letztlich war es das Flair, die unglaubliche Weite und Stille und die schöne Atmosphäre, die diesen Ausflug zu einem einmaligen Erlebnis gemacht haben. 

 

Leckeres Abendessen in Menüform und marokkanischer Wein sorgen für die nötige Bettschwere.

 

6. Tag: Von Erfoud in die Königsstadt Fès

Die heutige Etappe führt uns über 500 Kilometer nach Fès, Marokkos ältester Königsstadt. Dementsprechend früh geht es heute los, denn wer viel vom Land sehen will, der muss auch längere Fahrtwege in Kauf nehmen. 

 

Zuerst besichtigen wir noch eine Fabrik für Fossilien, denn in Marokko gibt es tatsächlich Gebiete mit Versteinerungen. Uns wird erklärt, mit welchen Mitteln die Versteinerungen freigelegt werden und wir haben Gelegenheit, ein kleines Souvenir für Zuhause zu besorgen. 

 

Wir passieren wieder wunderschöne Palmenoasen, die sich an die rotbraunen Bergmassive anzuschmiegen scheinen, das Sonnenlicht taucht die Szenerie in warme Farben. Aber das täuscht, denn gerade früh morgens, wenn es schattig ist oder am Abend reicht ein Pullover fast nicht mehr aus. 

 

Und die Vorboten kündigen das Unwetter schon an; dunkle Wolken, zuckende Blitze und Wind. Als wir uns gerade auf der Passstraße im Mittleren Atlas befinden, kommen zum dort liegenden Schnee plötzlich noch Regen und Hagel dazu, so dass binnen Minuten die Straße komplett bedeckt ist. Unser Reisebus hat damit kein Problem, aber so mancher Pkw streikt jetzt. Leider treffen wir - vermutlich aufgrund des schlechten Wetters - auf keine Berberaffen, die normalerweise in den Wäldern zu finden sind. 

 

Es ist schon bizarr, denn wir hocken im Bus in Pullover oder leichter Windjacke und draußen geht ein Schneesturm los. Und mindestens ebenso bizarr ist es, wenn man dann mitten in Marokko in Ifrane auf einen beliebten Wintersportort trifft, der irgendwie an die Schweiz erinnert. Wir haben einen kurzen Aufenthalt dort, möchten uns aber aufgrund des schlechten Wetters lieber bei einem marokkanischen Kaffee oder heißen Pfefferminztee aufwärmen. 

 

Schließlich erreichen wir Fès und unsere nächste Unterkunft. Das "Riad Arabesque" ist über die für Fès typischen schmalen Gänge zu erreichen. Gerne wären wir noch in den schönen Innenpool gesprungen, aber die Wassertemperatur war nicht gerade einladend. Die Zimmer sind leider auch sehr dunkel, aber zumindest in der bald folgenden Tageshälfte soll das ja kein Nachteil sein. Gute Nacht!

 

7. Tag: In der Medina von Fès

Die Nacht war speziell, denn es hat unheimlich gestürmt und geregnet. Das ständige Klappern der kleinen Fenster hat mich nur bedingt einschlafen lassen, entsprechend gerädert geht es heute für mich in die Medina von Fès. Es handelt sich dabei um die Innenstadt, bestehend aus vielen engen, labyrinthartigen Gassen und vielen verschiedenen nach Bereichen sortierten Geschäften. 

 

Zuvor besuchen wir aber den Stadtpalast, leider ist dies nur von außen möglich. Sechs riesige, wunderschöne Portale demonstrieren nicht nur Macht, sondern auch Reichtum dieser Königsstadt. Weiter geht es durch das Judenviertel. Nach kurzer Busfahrt geht es im Anschluss zu Fuß in die Medina von Fès. 

 

Unser Reiseleiter macht uns schon einmal mit der örtlichen Müllabfuhr vertraut. Sie erfolgt mit städtischen Eseln, die den Müll abtransportieren, da in der Medina niemand motorisiert unterwegs ist. Er zeigt uns unter anderem den engsten schlauchartigen und daher relativ dunklen Gang, der gerade einmal wenige Zentimeter breit ist. Die Gruppe bleibt eng zusammen, denn niemand möchte hier verloren gehen. 

 

Innerhalb der Medina gibt es eine klare Struktur: die einzelnen Gassen sind nach den jeweiligen Handwerken aufgeteilt. So gibt es zum Beispiel einen Bereich für Schleifer, Korbmacher, Weber oder Schneider. Besonders beeindruckend und eine Erfahrung für alle Sinne, also auch den Geruchssinn, ist das Gerberviertel. Von den Dächern erhalten wir mit frischer Pfefferminze bewaffnet einen Einblick in die Arbeit der Gerber. Die Tierhäute werden zuerst in Taubenmist gelagert und mit dessen scharfem, beißenden Geruch haben wir jetzt zu kämpfen. Die jungen Männer, die bis zur Hüfte und ungeschützt in den Bottichen stehen, haben nicht die besten Arbeitsbedingungen und den Geruch wahrscheinlich längst vergessen.

 

Spätestens beim Mittagessen ist dieser Geruch verflogen und ich freue mich auf lecker gewürzte Fleischspieße mit Reis und Gemüse. Und nach dem Essen haben sich die Gässchen auch mit vielen Touristengruppen gefüllt und jeder versucht, möglichst viele Eindrücke dieser beeindruckenden Stadt aufzunehmen. Ruhiger wird es erst wieder, als wir die Medina verlassen und uns unser Reiseleiter noch die 5th Avenue von Marokko zeigt, wie er es nennt. 

 

Tatsächlich handelt es sich um eine lange, kerzengerade verlaufende Straße, die in der Straßenmitte schön grün bepflanzt wurde und von Palmen gesäumt ist. Aber wie bereits in der "Schweiz Marokkos" vom Vortag schaffen wir es nach kurzem Spaziergang letztlich nur in ein Straßencafe. 

 

Den restlichen Abend lassen wir in unserem Hotel vom Vortag in unseren dunklen Zimmern oder am zu kalten Pool ausklingen. 

 

8. Tag: Über Rabat zurück nach Casablanca

Vorletzter Tag in Marokko und es steht der Besuch unserer letzten Königsstadt auf dem Programm. Obwohl es optisch recht sonnig ist, sollte man vor allem am Morgen und Abend nicht auf wärmere Kleidung verzichten. Aber dann kann es auch schon losgehen. 

 

Unser Weg führt uns vorbei an verschiedenen Plantagen, in denen Getreide, Maulbeer-, Mandel- und Olivenbäume angebaut werden. Aber auch viele schöne Felder mit blühenden Blumen wie zum Beispiel Klatschmohn sind zu sehen. Marokko ist wirklich landschaftlich sehr reizvoll und abwechslungsreich, so dass eigentlich für jeden etwas dabei ist. 

 

Den ersten Stopp machen wir in Volubilis, einer römischen Ausgrabungsstätte nördlich von Meknès. Ein örtlicher Führer zeigt uns die verschiedenen Sehenswürdigkeiten, darunter den Triumphbogen, verschiedene römische Thermen und sehr gut erhaltene Mosaike. Zwischen den Steinen blühen eine Reihe von bunten Blumen und man kann sich nur zu gut vorstellen, wie schön dieser Ort im Sommer aussehen muss. Allerdings sind wir dankbar, dass wir die Besichtigung nicht bei über 40 Grad machen müssen. 

 

Es geht weiter nach Meknès, das von einer Stadtmauer umgeben wird und dessen Stadttor Bab Mansour wir fotografieren können. Bei unserer Mittagspause essen wir frisches Steinofenbrot, einfach lecker. Dann geht unsere Fahrt auch schon weiter nach Rabat und damit wieder zurück an den Atlantischen Ozean. 

 

Zusätzlich zum stadtüblichen Verkehrsgetümmel kommen heute noch die Vorbereitungen für den anstehenden Papst-Besuch in Rabat, so dass viele Straßen gesperrt sind und es nur so von Polizisten und Uniformierten wimmelt. Auf Umwegen erreichen wir schließlich das Mausoleum von Mohammed V., müssen aber ernüchtert feststellen, dass genau dort der Papst seine Rede halten soll und daher sämtliche Zugänge für uns gesperrt sind. 

 

In der Kasbah Oudaya, einer Wehrburg mit schönem Blick auf das Meer, die verwinkelten Gassen der Altstadt mit ihren blau-weiß gestrichenen Häusern, liegt unter anderem ein idyllischer Garten. Hier lässt es sich aushalten. Das wissen auch ganz viele Katzen, die hier irgendwo im Schatten liegen und auf die nächste Schmuseeinheit eines Touristen warten. 

 

Schließlich führt uns unsere Reise an den Ort zurück, an dem vor wenigen Tagen alles begonnen hatte. Am Atlantik entlang geht es zurück nach Casablanca und ins Hotel „Kenzi Tower“. Dort sind quasi die Betten noch warm. 

 

In der 27. Etage wartet ein leckeres 3-Gänge-Menü auf uns, das wir wieder mit marokkanischem Wein genießen. Nicht zu verachten ist dabei auch der phänomenale Ausblick auf die Stadt mit der Hassan II. Moschee direkt am Atlantischen Ozean.

 

9. Tag: Abreise

Leider sind die Tage in Marokko viel zu schnell vergangen, aber so ist es ja immer mit den schönen Dingen. In der Kürze der Zeit haben wir einen bestmöglichen Eindruck eines sehr eindrucksvollen, landschaftlich sehr vielseitigen, kulturreichen Landes erhalten. 

 

Wir hatten eine tolle, kleine Reisegruppe mit einem sehr sicheren Fahrer und einem Organisationstalent als Reiseleiter, dafür herzlichen Dank. Unsere Unterkünfte waren mit wenigen Einschränkungen immer top und wie man es bei einer Deluxe-Reise erwarten darf. 

 

Auf insgesamt über 1.800 zurückgelegten Kilometern haben wir nicht nur fünf verschiedene Königsstädte gesehen, sondern waren am Atlantischen Ozean, in der Steinwüste, grünen Palmenoasen, in der Sahara und im Schnee im Hohen Atlas. Das ist eine beeindruckende Bandbreite, die man einfach selbst einmal erlebt haben muss. Wir haben Marokko als sicheres Land mit gastfreundlichen Einwohnern erlebt und ich kann eine Reise dorthin nur weiterempfehlen. Also nichts wie los!

 

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© Robin Lutz