Auf dieser Reise geht es durch Rajasthan, den Norden Indiens, mit seinen beeindruckenden Palästen auf den Spuren der Maharadschas. Und natürlich darf das absolute Highlight jeder Indien-Rundreise nicht fehlen, das Taj Mahal. Lest hier, was ich erlebt habe:

1. Tag: Anreise nach Delhi

 

Vielleicht geht es Dir genauso: die Vorfreude auf den Urlaub stellt sich schon beim Packen des Koffers ein und spätestens auf dem Weg zum Flughafen hat mich das wahre Urlaubsfieber gepackt. Auch wenn viele Pärchen und Familien in der Terminalhalle einen anderen Eindruck erwecken. Da fühlt man sich rasch wie in einen Bienenstock versetzt, Eltern ziehen in der einen Hand ihre Koffer und in der anderen ihre quengelnden Kinder hinter sich her und hier und da kommt es zu emotionalen Verabschiedungs- oder Begrüßungsszenen, als dauerten die zwei Wochen Urlaub eine Ewigkeit.

 

Ich bin gespannt, was mich in Indien erwartet, habe ich doch von vielen Seiten schon sowohl Positives als auch Kritisches gehört. Ich werde mich auf beides einlassen und lasse mir meine Vorfreude auf ein buntes Land, tolle Unterkünfte und einmalige Sehenswürdigkeiten mit dem Taj Mahal als Krönung nicht nehmen!

 

Mein Flug mit Air India geht kurz nach neun Uhr abends und verläuft mit Ausnahme von wenigen Turbulenzen ganz ruhig, lediglich die Landung in Delhi erfolgt mit einer etwas unsanften Bremsung. Da waren wir also morgens um kurz nach 8 Ortszeit, 25 Urlaubshungrige aus allen Teilen Deutschlands, die nach dem Gepäckband direkt in die Eingangshalle gespült werden, wo auch schon unser Guide und der Fahrer auf uns warten. Wir sind zwar alle etwas müde und auch nicht die Frischesten, aber die Rundreise kann losgehen…

 

2. Tag: Delhi

 

Mit einem freundlichen "Namaste" heißt uns unser Reiseleiter herzlich Willkommen und bereitet uns auf die erwachende Hauptstadt Delhi vor, die uns mit vielen Grünflächen und Parkanlagen überrascht. Die Straßen füllen sich schnell mit einem für fremde Augen und Ohren völlig unkontrollierten Mix aus Autos, Lkw, Bussen, Motorrädern, Tuk-Tuks, Fußgängern und Kühen. Bereits nach wenigen Minuten sind wir froh, von unserem Busfahrer herumkutschiert zu werden und nicht selbst aktiv am Straßenverkehr teilnehmen zu müssen. Das ganze gipfelt letztlich in einer 16-spurigen Autobahn, bei die Fahrbahnmarkierungen allenfalls Empfehlungen sind, an die sich aber keiner wirklich hält. Und mitten in diesen Blechlawinen aus dauerhupenden Verkehrsteilnehmern stolzieren immer wieder in aller Seelenruhe Kühe, die wie Moses das Meer teilen.

 

Ein echtes Schauspiel sind auch die öffentlichen Busse, die in der Regel nicht nur bis unters Dach gefüllt sind, sondern auch auf den Dächern. Hier finden aber nur die besonders fitten Inder Platz, gilt es doch, sich rechtzeitig vor einer Bodenwelle, einem Schlagloch oder überhängenden Bündeln aus Starkstromleitungen in Acht zu nehmen. Das muss man einfach einmal mit eigenen Augen gesehen haben!

 

Wir besichtigen die Moschee Jama Masjid und erhalten für unsere Füße Überzieher und bunte Tücher, um nackte Schultern oder kurze Hosen zu bedecken. Aber auch außerhalb der Moschee finden wir immer wieder prachtvolle, großzügige Gebäude und weitläufige Grünanlagen. Und obwohl Mahatma Gandhi ein bedeutender Mann für das Land ist, fällt das Gandhi Memorial eher klein aus, was aber auch sicherlich an den Bauarbeiten vor Ort liegen mag.

 

Im krassen Gegensatz hierzu steht dann die Grabstätte des Humayun, einer großen, schön gepflegten Gartenanlage mit Wasserläufen und dem optischen Vorgeschmack auf das Taj Mahal. Da es inzwischen weit über 30 Grad hat, freuen wir uns über jede Schatten spendende Säule oder Torbogen. Mit Indiens höchstem Minarett endet schließlich die Stadtrundfahrt durch Delhi, der pulsierenden Hauptstadt eines schon jetzt bunten, freundlichen und einzigartigen Landes. Zugegebenermaßen freuen wir uns alle auf eine erfrischende Dusche und unser erstes indisches Abendessen im Hotel ganz in Flughafennähe. Mit einem Cocktail lassen wir den langen Tag ausklingen.

 

3. Tag: Auf dem Weg durch Rajasthan

 

Unsere erste Nacht in Indien endet mit dem Weckruf um 6.30 Uhr. Wir verlassen Delhi und damit das mitunter chaotische Großstadtgetümmel, dabei wird fast jeder Überholvorgang zum Nervenkitzel, denn Innen- oder Rückspiegel werden scheinbar nicht benötigt. Unser Busfahrer kämpft somit immer wieder gegen plötzlich kreuzende Motorräder, Pkws und Lkws. Oft sind es nur wenige Meter, die uns auch vor dem entgegenkommenden Verkehr trennen, bis entweder wir selbst ausweichen oder der andere zurück auf seine Spur einlenkt. An das Rindvieh als aktiver Verkehrsteilnehmer haben wir uns schon gewöhnt, als am Wegesrand auch noch Dromedare, Esel, Ziegen und Schafe auftauchen. Es gibt so viele kuriose und für uns ungewohnte Situationen zu bestaunen, dass die Fahrt zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Unser Reiseleiter verkürzt die Fahrtzeit mit Wissenswertem zu Land und Leute und verspricht noch die eine oder andere Überraschung, die er für uns organisiert hat. Wir sind gespannt!

 

Unser Mittagessen nehmen wir in einem Lokal ein, das uns eine leckere Linsen- oder Tomatensuppe mit Naan, einem Fladenbrot, anbietet. Sowohl die Suppen als auch das Fladenbrot sind mit etlichen Knoblauchzehen garniert und ich bin irgendwie dankbar, dass ich Alleinreisender bin.

 

An unserem Zielort angekommen, erwartet uns ein Traum aus 1.001 Nacht: das Hotel sieht aus wie ein Schloss und wir fühlen uns echt wie Könige oder besser Maharadschas. Kein Zimmer gleicht dem anderen, eigentlich sind die Begriffe "Hotel" und "Zimmer" schon missverständlich und ich lasse am besten die Fotos für mich sprechen.

 

Zu Fuß geht es durch den Ort zu unserem ersten Haveli, das exklusiv für uns aufgeschlossen wird. Es handelt sich um einen Gutsherrenhof reicher Handelsfamilien, deren Wände in filigraner Handarbeit einzigartig bemalt wurde. Auf dem Weg zum nächsten Haveli werden wir beinahe von einer heiligen Kuh umgerannt, die uns ähnlich wie in Pamplona entgegenkommt.

 

Das Schöne hier in Indien ist, dass Mensch und Tier friedlich miteinander leben, alle Tiere werden geschützt und gefüttert, von der Kuh bis zur Königskobra - letztere haben wir bislang aber nicht gesehen. Aber nicht nur zwischen Mensch und Tier besteht eine schöne Verbindung, auch reich und arm unterstützen sich gegenseitig. An öffentlichen Plätzen gibt es Trinkwasservorräte und jeder kann für Bedürftige Essen spenden – denn Geben kann eben auch eine Freude bereiten.

 

Am Abend findet auf der Dachterrasse des Hotels unter freiem Himmel das Abendessen statt und uns werden traditionelle Tänze und Musik dargeboten. Zum Glück finden sich andere Teilnehmer unserer Gruppe, die ihre Hüften mitschwingen lassen möchten. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und die Sterne leuchten über uns – ein Ambiente, das den traumhaften Tag angemessen abrundet.

 

4. Tag: Von Bikaner ins Gajner Naturschutzgebiet

 

Mit den ersten Sonnenstrahlen werde ich wach, denn ich möchte unbedingt noch einmal die schöne Atmosphäre auf der Dachterrasse des Hotels genießen. Grüne Papageien und wieselflinke Streifenhörnchen begrüßen ebenfalls den Tag. Als ich die Treppe mit zu federndem Gang nehme und mit dem Kopf gegen eine zugegebenermaßen etwas niedrige Passage stoße, bin ich dann auch richtig wach. Andere müssen hierfür Kaffee trinken.

 

Es geht in die Wüstenstadt Bikaner und wieder zieht das bunte Treiben auf den Straßen an uns vorbei und uns wird von freundlich lachenden Indern zugewinkt. An vielen Stopps fragen die Einheimischen nach Selfies mit uns, denn ein Foto mit einem Europäer scheint besonders cool zu sein.

 

In Bikaner besichtigen wir das Junagarh Fort, bevor es auf den Weg ins Gajner Naturschutzgebiet geht. Unser Reiseleiter nutzt die Fahrt, um kurzweilige Informationen beispielsweise zum Kastensystem, Gesundheits- oder Schulwesen zu geben und beantwortet gerne auch Fragen zu persönlichen Dingen. Besonders beeindruckend sind die Werte, nach denen in Indien gelebt wird, vor allem der Familienzusammenhalt, der Umgang mit der Natur und auch Tierwelt. Dabei ist seine Leidenschaft und Liebe für sein Land deutlich zu spüren, weil Indien ein vielfältiges Land ist und weit mehr zu bieten hat, als man in den Medien zu hören oder zu lesen bekommt. Dem kann ich nur zustimmen: Indien ist ein tolles Land, das man unbedingt einmal selbst erlebt haben muss.

 

Immer mehr dominieren jetzt Sanddünen die Landschaft und neben den obligatorischen Kühen und Dromedaren tauchen ab und zu auch Antilopen in Sichtweite auf. Unsere heutige Unterkunft erinnert an ein ehemaliges Jagdschloss, im Innenhof fliegen grüne Papageien über unsere Köpfe hinweg und im angrenzenden Garten kann man auch einiges entdecken.

 

Das Hotel "Gajner Palace" liegt direkt am See und am Abend werden wir überraschenderweise nicht mit Geländewägen, sondern mit Dromedaren abgeholt. Wir werden dabei auf Anhänger mit einer Matratze verteilt und so geht es im Wiegeschritt und begleitet von Männern mit brennenden Fackeln ans andere Ufer des Sees, wo mitten im Nichts eine tolle Location für uns arrangiert wurde. Es gibt allerlei gegrillte Leckereien, Gemüse und überbackenen Käse, wahlweise auch nicht ganz so scharf gewürzt. Wir nehmen das Essen auf dem Boden sitzend ein, während eine Gruppe für die musikalische Begleitung sorgt und zwei Damen in landestypischen Saris für uns tanzen. Am Ende gibt es noch ein Feuerwerk und damit wird ein wirklich gelungener Abend standesgemäß abgerundet!

 

5. Tag: Erholung im Wüstencamp in der Wüste Thar

 

Nach einem Frühstück direkt am See brechen wir auf in Richtung Dechu für unseren zweitägigen Badeaufenthalt mitten in der Wüste. Bei einem Zwischenstopp wird uns wieder indischer Tee, also eine Kombination aus Tee und Milch, Schwarztee sowie Kaffee gereicht, während wir unterwegs immer im Bus mit reichlich Trinkwasser versorgt werden.

 

Das Samsara Luxury Resort & Camp liegt direkt an den Sanddünen, die ich sofort nach der Zimmerverteilung erklimme. Hier gilt das einfache Prinzip "einen Schritt vor, zwei zurück", bis man irgendwann oben angekommen ist. Von oben hat man einen Rundumblick auf das Resort, hat aber leider keine Möglichkeit, einen Spaziergang in den Dünen zu unternehmen. Viele von uns verbringen den Tag am Pool und üben sich im Nichtstun. Hierzu muss man sich allerdings rechtzeitig eine der Liegen ergattert haben, da diese nicht in ausreichender Anzahl vorhanden sind.

 

Leider haben die meisten von uns - und wir sind die einzigen Gäste im Resort - irgendein Problem mit dem Zimmer. Nicht kühlende Klimaanlagen und verstopfte Abflüsse sind hierbei noch die kleineren Übel. Ein Gast erhält sogar einen Stromschlag in der Dusche, weil die Verkabelung nicht gut isoliert ist! Offenbar erwacht das Resort und sein Personal erst aus der Sommerpause, so dass die Zimmer noch nicht ganz auf Vordermann gebracht wurden. Schade!

 

Und gefühlt zwanzig verschiedene Lichtschalter, teilweise jedoch ohne erkennbare Funktion in den Zimmern machen es einem nicht gerade einfach. Einige von ihnen bedienen offenbar nur in Kombination gedrückt die Deckenventilatoren, andere diverse Lichtquellen im Zimmer, wiederum andere sind nur dafür da, den Strom in der Steckdose daneben an- oder eben auszuschalten. Es ist eine Wissenschaft, die sich einem wohl nur bei einem zweitägigen Aufenthalt vollends erschließt.

 

Wir werden auf die beiden Tage verteilt massiert und da ich erst am Schluss dran bin, habe ich noch viel Zeit, um mich auf das Programm in den nächsten Tagen vorzubereiten.

 

6. Tag: Geländewagensafari in der Wüste Thar

 

Am Nachmittag ist es dann endlich soweit und der männliche Masseur darf auch meinen "Astralkörper" massieren, nachdem er sich zumindest durch den männlichen Teil der Gruppe gearbeitet hat. Es handelt sich um eine ayurvedische Ganzkörpermassage, bei der durch Kneten und Streichen Verspannungen gelöst und Energieströme angeregt werden sollen. Na dann.

 

Eingeölt wie eine Forelle blau bereite ich mich nach einer Stunde auf unsere anstehende Geländewagensafari durch die Wüste vor. Verteilt auf mehrere Jeeps geht es zum Gala-Dinner bei Sonnenuntergang als Verkehrsteilnehmer auf betonierten Straßen, über viele Sanddünen und vorbei an hügligen Graslandschaften an den Platz, wo die Zelte des Samsara Camps liegen. Wir sehen unterwegs einige Antilopen und fühlen uns kurzfristig an so manche afrikanische Safari erinnert. Vor allem, wenn es in vollem Tempo über die Dünen ins Tal hinuntergeht, macht das Spaß.

 

Die Location in der Wüste ist traumhaft und wurde extra für uns stundenlang vorbereitet. Man hat hierfür im Halbkreis kleine Tischchen angeordnet, viele brennende Fackeln aufgestellt und wir haben auch Gelegenheit, einen Blick in die luxuriös eingerichteten Zelte zu werfen. Schade, dass wir hier nicht übernachtet haben, obwohl keines der Zelte belegt war.

 

Bei Musik und Tanz werden uns schließlich viele verschiedene einheimische Leckereien gereicht und wir fühlen uns wirklich wie Maharadschas. In der Dunkelheit geht es schließlich mit den Jeeps zurück ins Resort.

 

7. Tag: Fahrt in die "blaue Stadt" Jodhpur

 

Nach einem wohlverdienten freien Tag für Fahrer und Beifahrer geht es heute nach Jodhpur. Wir besuchen ein Geschäft, in dem uns vielerlei Produkte aus Kaschmir wie zum Beispiel Tücher, Bettbezüge oder Schals von der Fertigung bis zum Endprodukt gezeigt werden. Darunter sind wirklich schöne Exemplare, auch nicht nur die für deutsche Verhältnisse etwas gewöhnungsbedürftigen Farben.

 

Im Anschluss geht es zum Mehrangarh Fort, das auf einem Felsen thront, der erst einmal bei Temperaturen weit über 30 Grad bestiegen werden will. Von oben hat man einen wunderschönen Rundumblick auf die sogenannte blaue Stadt, wie Jodhpur auch genannt wird.

 

Natürlich fallen die vielen Inderinnen in ihren bunten Saris oder die indischen Männer mit ihren teilweise langen Bärten und Turbanen mindestens ebenso auf wie eine Reisegruppe aus Deutschland. Und so fotografiert man sich immer wieder gerne gegenseitig - wann hat Sie in Deutschland zuletzt jemand um ein Foto gebeten? Hier ist man dagegen als Hellhäutiger ein gern gesehenes Fotomotiv.

 

Während der Fahrt erzählt unser Reiseleiter viel Wissenswertes über sein Land und ihm sind seine Freude und Leidenschaft trotz einer fiesen Erkältung deutlich anzusehen. Unser Fahrer fährt zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk, geschickt weicht er Hindernissen aus und hat immer auch noch ein Auge für die Landschaft abseits, wenn dort etwa Antilopen zu entdecken sind. Bemerkenswert ist auch, dass er die gesamte Strecke ohne Navigationsgerät oder Karte zurücklegt und so auch den Bus durch das kleinste Nadelöhr, sprich enges Seitensträßchen, zirkelt. Wahnsinn!

 

Gegen Abend erreichen wir schließlich unser Hotel in der Nähe von Jodhpur und freuen uns alle auf leckeres Naan, also Fladenbrot pur oder mit Knoblauch, sowie die einheimischen Speisen. Die sehen zwar mitunter nicht besonders schön aus, da sie oft einem Brei ähneln, aber sie sind eigentlich immer lecker und auch nicht zu scharf.

 

8. Tag: Über Ranakpur nach Udaipur

 

Heute ist Udaipur unser Ziel. Es wird eine lange Fahrt, die wir unter anderem unterbrechen, um einen einheimischen Markt zu erkunden. Hauptsächlich werden dort Obst und Gemüse angeboten. Doch das war dann auch schon alles, was ein indischer und ein deutscher Wochenmarkt gemeinsam haben. Es ist ein buntes Treiben, das Wechseln der Straßenseite wird zur Herausforderung, weil aus allen vier Himmelsrichtungen Autos, Tuk-Tuks und Motorräder kommen können, die sich nur mit einem kurzen Hupen ankündigen und dann auch schon präsent sind. Der Umgang mit den Einheimischen ist dafür umso entspannter und es gibt keinen Grund, sich gar unsicher zu fühlen.

 

Nach dem Mittagessen besichtigen wir in Ranakpur den dortigen Jain-Tempel, bei dem Wert darauf gelegt wird, dass keine tierischen Produkte wie etwa Ledergürtel in die Stätte gelangen. Barfuß erklimmen wir die heißen Marmorstufen in Stepptanzmanier.

 

Durch die grün bewachsenen Berge geht es weiter in Richtung Udaipur zu unserem Hotel, das ziemlich abgelegen im Aravalligebirge liegt. Unterwegs sehen wir immer wieder Affenherden, die am Wegesrand auf Futter warten.

 

Ich nutze die zwei Nächte Aufenthalt, um einen Teil meiner Wäsche reinigen zu lassen. Die eigene Reinigung kann leider nur mit kaltem Wasser erfolgen, das mag zwar erfrischend sein, über warmes Wasser hätte ich mich aber mehr gefreut.

 

9. Tag: Unterwegs in Udaipur

 

Was hätte ich für eine warme Morgendusche gegeben, aber weit gefehlt. Stattdessen darf ich mich über kaltes Wasser erfreuen und heiße die Halsschmerzen herzlich willkommen. Zumindest die ersten Sonnenstrahlen versprechen wieder einen schönen Tag.

 

Nach dem Frühstück geht es nach Udaipur zu einer Schifffahrt auf dem Picola-See. Bereits jetzt haben wir eine schöne Sicht auf den Stadtpalast am Ufer, den wir im Anschluss besichtigen werden. Auf einer kleinen, luxuriösen Insel gehen wir an Land. Hier hat auch schon die britische Schauspielerin Elisabeth Hurley ihre Hochzeit gefeiert.

 

Der Stadtpalast ist wieder eine riesige, mächtige Anlage, durch die uns unser Reiseleiter fachkundig führt. Aufgrund der hohen Temperaturen freuen wir uns über jeden Torbogen oder Felsvorsprung, der ein bisschen Schatten spendet. Es geht weiter zu einem Stadttempel, den die gläubigen Hindus nur zu ¾ umrunden, da nur Todgeweihte die Runde komplettieren. Unser Mittagessen nehmen wir genau gegenüber auf der Dachterrasse eines Lokals ein, wo wir wieder typische indische Gerichte zu uns nehmen und noch einmal einen guten Blick auf den besuchten Tempel haben.

 

Im Anschluss kann jeder in den Straßen Udaipurs einen kleinen Spaziergang unternehmen. Besonders weit möchten wir uns aber ohne den schützenden Bus um uns herum nicht fortbewegen. Es fahren einfach zu viele laut hupende Tuk-Tuks, Motorräder und Autos durch die engen Straßen, außerdem muss man immer auch mit Kühen und anderem Getier rechnen.

 

Ein kleines bisschen sicherer ist man da nur im Tuk-Tuk, sofern man eben auch laut hupend und sich in jede Engstelle quetschend unterwegs ist. Fotos können aber niemals wiedergeben, wie eng und riskant teilweise auf Indiens Straßen gefahren wird. Unsereins würde vermutlich keine hundert Meter als Fahrer überstehen.

 

Es geht zum "Garten der Frauen", die in Indien niemals im Service eines Hotels arbeiten, stattdessen aber für die Gartenanlagen zuständig sind oder auf Baustellen schuften dürfen. Den Sonnenuntergang verbringen wir am Steg des Fateh Saga-Sees. Zum Abendessen geht es ans Ufer des Sees in ein hübsches Lokal, das wir auf dem Weg dorthin niemals vermutet hätten. Natürlich darf die obligatorische Tanzvorführung wieder nicht fehlen, denn wir sind inzwischen so konditioniert, dass die Nahrungsaufnahme ohne Begleitmusik und Tanz einfach nicht mehr möglich ist.

 

10. Tag: Fahrt nach Deogarh

 

Heute bin ich genauso angeschlagen wie viele andere in der Gruppe. Zu den Halsschmerzen von gestern sind jetzt Schnupfen und Fieber gekommen. Der Wechsel von klimatisiertem Reisebus und Hotelzimmer zu Temperaturen weit über 30 °Grad ist für unsere Gesundheit nicht gerade förderlich und so ist fast jeder am Husten und Niesen, zum Glück sind Durchfallerkrankungen eher eine Seltenheit.

 

Unseren ersten Stopp machen wir am Shri-Eklingji-Tempel, der nicht mehr aktiv von den Hindus als Gedenkstätte verwendet wird, da er an vielen Ornamenten zerstört wurde. Daher müssen wir auch nicht die Schuhe ausziehen, um den Tempel zu besichtigen.

 

In Deogarh nehmen wir uns Zeit, um die Stadt zu Fuß zu erkunden. Zum ersten Mal werden wir offensiv von jungen Frauen mit Kleinkindern auf dem Arm angebettelt. Außerdem sehen wir viele Inder, deren Zuhause offensichtlich die Straße ist. Ich persönlich hatte solche Eindrücke eigentlich in ganz Indien während der Rundreise erwartet, aber bin eines Besseren belehrt worden. Natürlich sind die Menschen arm und der Lebensstandard ist deutlich niedriger, aber die Menschen sind trotzdem fröhlich und freundlich, lachen und winken uns zu, möchten Fotos mit uns machen, ohne dass man das Gefühl haben muss, bedrängt zu werden. Wahrscheinlich sind sie sogar oft glücklicher als wir selbst, wer weiß.

 

Jedenfalls finde ich die Werte, die uns der Reiseleiter vermittelt, interessant. Die Familie steht ganz oben, es gibt Armenspenden, man gibt also Essen und Trinken denen, die es nötiger haben oder die gerade am Pilgern sind. Aber auch den Tieren wird Futter angeboten und das gilt nicht nur für die Kühe, sondern für jedes Lebewesen. Außerdem wird jedes Leben geschützt. Andererseits können wir uns auch nicht erklären, wie beispielsweise all die Geschäftsleute ihr Einkommen erwirtschaften, denn von ein paar einfallenden Touristen, die eine Cola oder Chips kaufen, wird niemand reich.

 

Mit Jeeps geht es die letzten Meter ins Hotel "Deogarh Mahal", das eine kleine Oase in einer pulsierenden Stadt ist. Ich bin froh, als wir am Abend ankommen und beschließe, das Gala-Dinner ausfallen zu lassen, auch wenn die Gruppe davon begeistert zurückgekehrt ist.

 

11. Tag: Es geht nach Jaipur, in die sogenannte "pink city"

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Am heutigen Tag erfolgt der Transfer von Deogarh nach Jaipur. Es ist eine lange Fahrt, die unser Reiseleiter wieder mit allerhand Informationen zu Land und Leuten verkürzt. In Jaipur ist das Verkehrschaos noch viel deutlicher zu spüren als anderswo. Auf den Hauptstraßen der Stadt wird tatsächlich eine unterirdisch verlaufende Metro gebaut, aber das Bauprojekt steckt mindestens ebenso in den Kinderschuhen wie das Berliner Großprojekt BER.

 

An den Kreisverkehren treffen die wild hupenden Blechlawinen aus allen vier Himmelsrichtungen aufeinander, so dass in der Mitte ein wildes Durcheinander herrscht, das wohl nur unser Busfahrer mit stoischer Gelassenheit überblickt. Für uns Europäer ist es das absolute Chaos und purer Stress.

 

Als man uns offeriert, dass wir uns morgen in Fahrradrikschas in dieses Getümmel stürzen werden, können die Bedenken noch nicht sofort weichen und der Freude Platz machen. Dafür werden wir aber zum Beispiel mit einem Fotostopp am Palast der Winde entschädigt, einer Fassade, die aus verschiedenen horizontal versetzten Fenstern besteht. Ich bin gespannt und freue mich auf morgen!

 

12. Tag: Amber Fort, Stadtpalast und "Palast der Winde" in Agra

 

Bereits bei der Anfahrt können wir die vielen verschiedenen Forts auf den Bergketten bestaunen. Das Amber Fort steht heute auf unserem Programm. Während manche Besucher sich auf dem Rücken von bunt verzierten Elefanten hoch ins Fort bringen lassen, entscheiden wir uns für Jeeps, die bereits für uns bereitstehen. Überhaupt ist bei unserer Rundreise alles gut organisiert und geht Hand in Hand.

 

Natürlich sind wir längst nicht die einzigen im Fort, sondern nur eine von vielen Besuchergruppen, so dass es in manchen Räumen oder Innenhöfen etwas Gedränge gibt. Aber die Ornamente und Verzierungen sind auch wirklich beeindruckend und die weitläufigen Grünanlagen immer schön gepflegt.

 

Wir besuchen auf dem Weg zum Stadtpalast von Jaipur eine Teppichfabrik, wo uns die Kunst des Teppichknüpfens nähergebracht wird. Im Anschluss gibt es - man ahnt es schon - eine Verkaufsveranstaltung. Sie ist zwar wirklich zwanglos, andererseits bleibt offen, wer spontan für mehrere tausend Euro im fernen Indien einen neuen Teppich für das heimische Wohnzimmer kaufen würde, ohne darauf richtig vorbereitet zu sein. Von uns jedenfalls keiner.

 

Nach dem Stadtpalast steigen wir nicht etwa in den Bus, sondern in bereits bereitstehende Fahrradrikschas. Auch wenn die Fahrer an uns Geld verdienen, so sitze ich doch mit gemischten Gefühlen in der Rikscha und mir tut der etwa allenfalls 55 kg wiegende junge Mann leid. Es ist jedenfalls ein Knochenjob, der etwa zwanzig Minuten dauert und uns über die verschiedenen Hauptstraßen der Stadt letztlich zum Palast der Winde bringt.

 

Es geht für eine Nacht ins Hilton, wo uns beim Abendessen kein Wunsch offen bleibt, dafür ist das Finden eines Sitzplatzes ein größeres Problem, da das Hotel gut ausgelastet ist.

 

13. Tag: In Chomu

 

Wir befinden uns auf dem Weg nach Chomu, machen aber noch den Stopp bei einem Observatorium, wo wir die weltweit größte steinerne Sonnenuhr besichtigen und auch viel über die Auswirkungen der Sterne auf unsere Sternzeichen erhalten. Danach geht es auf einen landestypischen Markt, wo viel Obst und Gemüse angeboten werden, aber auch Handarbeiten, die auf ihren Käufer warten. Mittendrin laufen auch immer wieder Kühe, Schweine und Hunde.

 

Das Hotel "Chomu Palace" ist das letzte palastähnliche Gebäude, in dem wir übernachten werden. Sie alle sehen auf den ersten Blick wirklich fantastisch aus, aber bei genauerem Hinsehen gab es bei den Zimmern große Unterschiede und viele kleine Mängel. Während die einen aus unserer Gruppe fast schon einen eigenen Haveli, also eine palastartig ausgestaltete Wohnung haben, werden anderen einfache Zimmer ohne Tageslicht zugeordnet.

 

Ich hätte es schön gefunden, wenn die Zimmer ein bisschen mehr Zuwendung vom Hotelpersonal bekommen hätten - zumindest wären dann sichtbare Fleckenmuster auf Bettlaken, nicht funktionierende Toilettenspülungen oder Wasserabflüsse, nicht richtig schließende Duschkabinen oder bei der Benutzung abfallende Waschbeckenarmaturen aufgefallen.

 

Nachdem ich die Dunkelkammer verweigert habe, befinde ich mich auf der Dachterrasse und damit mitten in aktuell stattfindenden Dreharbeiten. Vielleicht werde ich ja entdeckt? Jedenfalls baut die englische Crew fleißig Kulissen auf und verlegt Stromleitungen quer durch das Haveli. Das Abendessen findet bei Kerzenschein im Innenhof statt, wo sich die Aufnahmeleitung das Bier in die Rübe kippt und über unser aller Rüben die Fledermäuse in ganzen Scharen fliegen.

 

Die Nacht wiederum war kurz, denn ohne die Klimaanlage war an Schlafen nicht zu denken und mit leider auch nicht. Ich freue mich, wenn es wieder in ein Hotel der Hilton-Kette geht. Letztlich haben wir alle auch nicht so ganz verstanden, was uns denn unbedingt nach Chomu führen musste, hätten uns allen bestimmt auch zwei Tage und Nächte in Agra, unserem nächsten Ziel, gut getan.

 

14. Tag: In Touch with the Taj Mahal

 

Heute ist es soweit: am Spätnachmittag werden wir zum ersten Mal das absolute Highlight jeder Indienrundreise, das Taj Mahal, aus nächster Nähe sehen. Bevor es aber soweit ist, besuchen wir noch in Fatehpur Sikri den Stadtpalast, dessen Sandsteinmauern rot in der Sonne schimmern. Wieder handelt es sich um eine riesige, mit Ornamenten verzierte Anlage und gepflegten Grünflächen.

 

Schließlich geht es nach Agra, einer Stadt, in der es laut unserem Reiseleiter so gut wie niemanden gibt, der sich an die Verkehrsregeln hält. Na dann, das dachten wir eigentlich schon während der gesamten Reise. Im Grunde genommen können wir heilfroh sein, dass unser Fahrer immer so die Nerven behalten hat und umsichtig gefahren ist. Wir haben auf der langen Reise viele verunglückte Fahrzeuge am Straßenrand gesehen und auch das eine oder andere überfahrene große Tier wie beispielsweise Kühe oder Dromedare.

 

Pünktlich vor dem Sonnenuntergang finden wir uns am anderen Ufer des Flusses Yumana gegenüber des Taj Mahal ein. Durch die Gartenanlage geht es ans Ufer mit immer schneller werdenden Schritten, denn jeder will den besten Platz haben, um das berühmte Grabmal im Sonnenuntergang beobachten zu können.

 

Und dann ist es soweit! Es hat etwas Magisches, so viel ist sicher. Wir freuen uns alle auf den morgigen Tag, an dem wir das Taj Mahal aus nächster Nähe besichtigen können.

 

15. Tag: Das Beste kommt zum Schluss: das Grabmal Taj Mahal!

 

Unser letzter Tag in Indien endet mit dem Höhepunkt jeder Indienreise. Das Taj Mahal ist zu Recht das meistfotografierte Fotomotiv in Indien. Eigentlich ein Grabmal für seine dritte Ehefrau, ist es sowohl bei den Einheimischen als auch bei vielen internationalen Touristen gleichermaßen beliebt. Dies merkt man besonders heute, wo in Indien Nationalfeiertag ist und gefühlt jeder zum Taj Mahal strömt.

 

Und so ist es gar nicht so einfach, ein relativ menschenleeres Foto vom Taj Mahal oder sich selbst vor dem berühmten Bauwerk zu bekommen. Aber natürlich wird alles versucht! Schnurgerade geht es durch einen gepflegten Garten vorbei an Wasserbecken und der berühmten Bank, auf der schon seinerzeit Lady Di posierte - heute tun es ihr viele junge Frauen nach.

 

Die Wasserspiegelungen sind schon schön, aber noch viel beeindruckender ist dann das Original. Edel schimmert der weiße Marmor in der aufgehenden Sonne und viele verbaute Edelsteine verstärken noch diesen Effekt. Leider dürfen im Innenbereich des Grabmals keine Fotos gemacht werden, aber das ist auch gar nicht notwendig, kann man doch die Stimmung ohne Kamera vor dem Gesicht viel besser erfassen.

 

Nach ausreichend Zeit für Fotos treffen wir uns für unseren nächsten und letzten Stopp. Es geht zum Roten Fort, das ganz in der Nähe liegt. Von hier hat man auch noch einmal einen schönen Blick in die Landschaft zum Taj Mahal auf der anderen Flussseite.

 

16. Tag: Abreise nach Hause

 

Um zehn Uhr werden wir abgeholt und zum Flughafen in Delhi gebracht. Alles klappt reibungslos, so dass wir unsere letzten Rupien im Duty Free ausgeben können, denn die Währung darf nicht ausgeführt werden.

 

Zeit genug also, um ein Fazit dieser Reise zu ziehen. Vor dem Besuch von Indien hat vermutlich jeder ein gewisses Bild im Kopf. "Bestimmt ein Land mit viel Armut, Kriminalität und hygienischen Problemen" mögen da nur ein paar der vielen Bedenken sein.

 

Ja, Indien ist ein Entwicklungsland und vieles läuft anders als in Deutschland. Und sicherlich macht es auch einen Unterschied, wenn man Indien in einer Deluxe-Reise bereist und sich nicht direkt auf die einfachen Unterkünfte am Straßenrand einlässt und das richtige Leben in den Straßen auf sich wirken lässt, anstatt ein UNESCO-Weltkulturerbe nach dem anderen zu besuchen.

 

Aber: Indien ist auch ein sehr buntes, sehenswertes Land, die Einheimischen sind freundlich und neugierig, Sicherheitsbedenken hatte ich zu keinem Zeitpunkt, allenfalls im doch sehr chaotischen Straßenverkehr.

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